Veränderungen…

… gibt’s immer wieder mal im Leben. Und genau in diesen Tagen steht uns eine solche bevor. Nicht etwa eine kleine, nein vieles wird sich ändern.

Wir ziehen um, mit Sack und Pack, Mulis und Katzen, mit allem drum und dran. Die Menschen und die kleinen Vierbeiner auf Samtpfoten wohnen bald in Hünikon, einem kleinen Dörfchen, das zu Neftenbach gehört. Die grossen Vierbeiner beziehen ihren Offenstall 5 (ja, nur 5!) Autominuten davon entfernt im Stall Sandwies . Wir freuen uns sehr darauf, endlich näher bei den Mulis zu wohnen!

Fridolin wird bis da aber noch einiges durchmachen müssen. Da sein Verwendungsschein, mit dem er in der Schweiz ist, per Ende 2010 abläuft, muss er noch einmal zurück nach Deutschland. Er wird seinen Kurzurlaub auf der Wide Field Ranch in Breitenfeld verbringen, nicht weit weg von seinem alten Zuhause (wo jetzt leider je länger je weniger an die Vergangenheit erinnert). Nach diesem Kurzurlaub wird Fridolin am 3. Januar in die Schweiz eingeführt, sodass wir in Zukunft weniger Papierkrieg mit der Grenze haben. Anschliessend geht es noch einmal für einige Tage nach Koblenz, bevor der grosse Umzug bevorsteht. Ich hoffe, dass er und auch Mira diesen nochmaligen Wechsel gut verkraften.

Mehr Neues von uns gibt es erst wieder im neuen Jahr. Bis da wünschen wir allen:

Einen guten Rutsch ins 2011!


Chlausreiten Bülach 2010

Nachdem wir noch einmal an den Trainingstagen vom KV Bülach teilgenommen hatten, fällte ich den Entschluss, mich mit meinen Mulis dem Wettbewerb mit anderen Equiden zu stellen. Mit Mira wollte ich in der Kombi L (Bodenarbeit und Trail) starten und mit Fridolin an der Bodenarbeit L.  Schlussendlich kam es dann trotzdem zu einem Kampf in der Bodenarbeit L zwischen den beiden Mulis. Über verschiedene Umwege bekamen wir zwei Startplätze unmittelbar nacheinander. Ich konnte mich nicht aufteilen und Jon wollte nicht so recht. Deshalb suchte ich ein „Opfer“, das Mira durch den Parcours begleiten wollte. Ich wurde fündig.

Einige Tage vor der Veranstaltung bekamen meine Kollegin und mein grosses Muli noch ein kurzes, aber heftiges Intensivtraining auf dem Reitplätzli- bei herrlichstem Schneefall. Die beiden schienen einander zu mögen und bewegten sich über und neben Stangen durch, über Plastik, an Ballonen vorbei, rückwärts, seitwärts, schnell und langsam.

Auf dem Hinweg in den Stall schleuderten wir noch schnell im Reiterstübli der Reithalle vorbei, um den Parcoursplan zu holen. Eventuell hätten wir so nämlich noch die Chance, vor dem Verladen  ein ultraknappes und allerletztes Training einzuschalten… 🙂 Das Training bestand dann hauptsächlich aus Rennen und Gebocke auf dem Reitplatz.

Auf dem Gelände der Reithalle angekommen musste besonders Fridolin seine Nase überall hinein stecken. Da ein Pony, das spannend riecht, dort eine sogenannte Kontaktanzeige (grosser, brauner Haufen), und hier wieder ein paar Gräser, die unter dem Schnee hervor guckten.

Ziemlich schnell war unsere Parcourszeit schon da. Ich war mit Fridolin zuerst dran. Er startete fulminant und behielt sein Tempo bei. Wir hibbelten und zappelten uns durch den Parcours. Der Teich, eine Art grosser Plasikdeckel, musste mit den Vorderbeinen betreten werden. Das ging gut und schnell. Auch durch die Schlangengrube (ganz viele Schwimmnudeln) marschierte er unbeeindruckt. Antraben und der Sprung klappten tadellos, hingegen das Bremsen nachher weniger. Seitwärts und Rückwärts behagten dem kleinen Langohr nicht so. Er war stark damit beschäftigt, die Parcourshelferinnen zu bezirzen. Dass Fridolin sich mit einem Besen nicht so gerne berühren lässt – besonders auf der rechten Seite – das war nicht neu für mich. Er stand aber seinen Mann und blieb mit seinen vier Beinen in der näheren Umgebung des Stangenvierecks. Todesmutig stürzte er sich nachher an den brennenden Wunderkerzen vorbei. Den erlaubten Bremsweg verlängerte er mindestens um das Doppelte. Sofort umkehren, das Feuerchen anstarren und hoffen, dass es verschwindet- das ist eine gute Überlebensstrategie, schien sich Fridolin zu denken. Das Podest nahm Fridolin im Vorbeigehen- ich musste ihn daran hindern, es mit allen 4 Beinchen zu besteigen. Beim letzten Posten war ein WC-Papier-Band, das zwischen zwei Springständern gespannt war,  zu zerstören. An und für sich ein Fall für Fridolin (Halfter, Stricke und Zügel sind beliebte Übungsobjekte). Er wusste wohl nicht so genau, was ich da von ihm verlangte. Weil Fridolin so mutig ist, sprang er beherzt über das Band- ohne Fehler, das Band blieb unversehrt!

Wir hatten nach unserem Start schön Zeit, Mira und meiner Kollegin bei den letzten Posten zuzuschauen. Sie machte es mit der für sie typischen Eleganz. Elegant übersprang sie das WC-Papier-Band (mein Muli hätte wahrscheinlich Talent fürs Steigen, wenn nicht sogar für die Levade!!). Da Mira aber prinzipiell ihre Hinterbeine über einem Sprung vergisst, schaffte sie es auf diese Art und Weise, das Band zu zerreissen.

Fridolin und ich wurden 18. von 28. Teilnehmern – ein achtbares Resultat, mit dem ich zufrieden bin. Mira wurde supergute 5. – was sie auch ihrer tollen Führperson zu verdanken hat! Als Preis bekamen alle Teilnehmer eine lässige Putztasche, die mit dem Namen des Pferdes bedruckt war.

Bilder gibt’s leider von diesem Anlass nicht- mein Hausfotograf war nicht abkömmlich, da er als Zwergenbändiger engagiert war… 🙂

Sitzkorrektur-Reitkurs mit Elaine Butler

Am Mittwochabend ging es los – 4 Tage Weiterbildung mit Mira.

Wir haben uns einen Sitzkorrektur-Reitkurs ausgesucht- irgendwo hab ich doch geschrieben, dass ein guter Sitz ein Lebensprojekt sei. Wenn ich damals gewusst hätte…

Der Kurs fand im Thurgau auf dem Gutsbetrieb Oetlishausen statt. Grosszügigerweise durften ich und eine andere Teilnehmerin bei der Kursorganisatorin übernachten. Unsere Vierbeiner waren bei einem Bauern untergebracht, in unmittelbarer Nähe zum Gutsbetrieb. Die Infrastruktur des Gutsbetriebes ist grossartig (googeln empfohlen).

Der Kurs war so aufgebaut, dass jeder Reiter eine Einzelstunde Unterricht hatte und dabei gefilmt wurde. Nach drei Reitern wurden die Stunden analysiert und jeder bekam Trockenübungen oder weitere Inputs.

Zuerst verstand ich nur Bahnhof. „Scheinwerfer!“, „Schneepflug“, „Hüfte zu den Ohren!“, „Flugzeug!“, „Sieb!“. Später hab ich dann verstanden…  Die Methode nach Mary Wanless arbeitet sehr stark mit Bildern und Vorstellungen.

Meine erste Stunde war am Donnerstag von 10 bis 11 Uhr. Mira machte sich ganz klein, als ich sie neben all den Sportpferden durch die Stallgasse führte.  Elaine liess nicht viel Zeit verstreichen und brachte erste Sitzkorrekturen an. Beine bzw. Unterschenkel weiter nach hinten. Mittig auf die Sitzbeinhöcker sitzen. Bauchmuskulatur gut spüren. Hinterseite der Oberschenkelmuskulatur entspannen. Es war gar nicht so einfach und wurde im Trab noch viel schwieriger. Da wurden subito alle meine Sitzfehler, die ich in mühevoller Arbeit jahrelang perfektioniert hatte, sichtbar. Ganz übel ist mein Entenpo beim Leichttraben (warum heisst es überhaupt Leichttraben, wenn es so schwer ist?). Die Erklärung, warum dieses Sitzmuster nicht unbedingt angenehm ist für mein Muli, leuchtet mir ein. Wenn ich mit Entenpo bzw. Hohlkreuz sitze, zeigen meine Sitzbeinhöcker nach hinten. Bei jedem Trabtritt bohren sich diese nun in den Rücken meines armen und geschundenen Reittieres. Da ist es nur logisch, dass der Rücken nicht so richtig hochkommen will und die Dehnung v/a nicht ganz ehrlich ist. Deshalb werde ich mir nun ganz viel Mühe geben, aus dem alten Muster loszukommen und neu leichttraben zu lernen. Es braucht nur etwa 1000 Wiederholungen, bis es einigermassen sitzt…

Am meisten hat mir das Bild des Siebes geholfen. Man stelle sich so eine Kaffee-oder Teekanne vor, bei der das Sieb die Teekräuter oder den Kaffee zurückhält. Meine Sitzbeinhöcker sollen nun wie dieses Sieb auf immer gleicher Höhe sein, egal ob ich aufstehe oder absitze. Und dann heisst es Platz nehmen beim Absitzen, und nicht abrollen. Diese ganzen Details wurden bei der Theorie besprochen und fühlbar gemacht. Pferdchen spielen war sehr effektiv. Wenn ich selber Pferd spiele und einen Reiter auf mir habe, spüre ich jede noch so kleine Bewegung. Wie sollte es da den Pferden anders gehen, wo sie doch so empfindsame Wesen sind und jede Fliege auf dem Fell spüren?

Für Sekunden bekam ich auch das Gefühl, wie es ist, wenn es so ist, wie es sein könnte! Das Muli trabte wie ein Gummiball, elastisch und ich im Gleichgewicht mit ihm. Bis die nächste Hallenecke kam…

Am zweiten (oder war es der dritte) Tag kam der Galopp dazu. Bis jetzt konnte ich Mira relativ problemlos auf beiden Händen galoppieren. Nach der neuen, feineren Art zu Reiten ist der Linksgalopp viel schwieriger. Um in den Galopp zu kommen, genügt eine kleine Bewegung aus der Hüfte. Diese fiel mir links viel schwerer, da ich dort weniger beweglich bin im Hüftgelenk. Ja, und jetzt lerne ich halt von Neuem zu galoppieren. Vielleicht bin ich dann einmal so weit, dass ich a) nicht in die Bügel stehen muss oder b) nicht bei jedem Galoppsprung in den Sattel klatsche… Und das Lenken, bzw. die Wendungen und die Übergänge sind wiederum ein ganz anderes Thema.

Der ganze Kurs war ein absolutes Highlight mit vielen Erkenntnissen. Mir wurde so richtig bewusst, dass mein Teil als Reiter einen viel grösseren Stellenwert einnehmen muss. Meine Mira kann es noch so gut machen- wenn ich ihr widersprüchliche Informationen gebe und sie vielleicht sogar störe, dann wird es einfach eher ein Gemurkse. Es geht vielleicht schon irgendwie, aber nie so einfach und angenehm, wie es sein könnte. Ich werde sicher weitermachen mit dieser Art zu reiten. Veilleicht muss ich im Reitunterricht etwas zurückschrauben und die Seitengänge vorerst eher vom Boden aus üben. Zuerst aber möchte ich einigermassen sicher zentriert auf dem Muli sitzen können.

Es war schön, dass ich mit dem Muli so gut aufgenommen wurde von Elaine und den anderen Kursteilnehmern. Mira hat auch ganz cool und entspannt mitgemacht. Ich hab ihr Aufatmen mehrmals gespürt. Endlich machst du es richtg da oben!

Ach ja, und so viel gelacht wie in diesem Kurs habe ich noch in keinem anderen Kurs… 🙂

Muli on a box

Ich hab’s irgendwo angetönt, dass jetzt in unserem Stall Bretter, Farbe und Stangen lagern und dass bald ein Basteltag stattfinden wird. Letztes Wochenende hatten wir es vor, daraus geworden ist jedoch „nur“ eine Kiste oder eben eine Box. Die Stangen warten noch auf ihre Kriegsbemalung.

Unser improvisiertes Podest findet grossen Anklang bei den Vierbeinern und auch Zweibeinern. Mira stand wunderbar „zusammengefaltet“ nur auf dem roten Teppich, der als rudimentärer Antirutschbelag unsere Kiste ziert. Aber das gehört sich ja schliesslich für eine Diva, so ein roter Teppich! Auch Fridolin hat gemerkt, dass es mittlerweile nur noch ein Leckerli gibt, wenn alle 4 Beine drauf sind. Dazwischen musste einmal mein Finger dran glauben… autsch! Auch Elvis, der Kleinste im Stall, stand mit gut 2 1/2 Beinen drauf.

Neben all diesen Basteleien und Vergnügungen hatten Mira und ich noch eine Reitstunde bei Heike. Seit dem Besuch der Osteopathin sass ich nicht mehr auf meiner „Poppa“. Wir übten Rückwärts – Vorwärts, längeres Übertreten am Stück und die Längsbiegung beim Zirkel verkleinern beizubehalten. Es war kein Zuckerschlecken. Dass  der nicht so dehnbereite und etwas verkrampfte rechte Rückenmuskel gut gearbeitet hat, konnte ich nach der Stunde gut fühlen. Die Sattellage fühlte sich warm und gut durchblutet an.

Am Montag waren Heike und ich beim Instruktoren-Kurs der Ecole de Légèreté von Philippe Karl als Zuschauer anwesend. Es war sehr spannend, einmal in diese Reitweise hineinzuschauen. Ich sah lockere und zufriedene Pferde, eine ruhige Arbeitsatmosphäre und einen sehr engagierten Reitlehrer. Viele seiner Erklärungen machten Sinn für mich und ich hatte den einen oder anderen „das-kommt-mir-bekannt-vor“-Gedanken.

Schaumgummi, Plastikfässer, Regenschirme

… und anderes Zeug wurde am 2./3. Oktober in der Reithalle in Bülach anlässlich der Bodenarbeits-Trainingstage verteilt. Jon und ich haben registriert, dass wir mit den Mulis in der Schweiz irgendwie flexibler sind, was solche Veranstaltungen angeht. Gibt’s so was im tiefsten Süden des Schwarzwaldes nicht oder haben wir’s nicht mitbekommen? Egal und wie auch immer. In Bülach werden die Bodenarbeitstage nämlich von Eva Karrer organisiert und geleitet. Sie ist die Reiterin, welche mich und andere beim Jubiläum der IG Maultier im Sommer 09 mit ihrer Vorführung mit Muli Emma aus den Socken gehauen hat! Feines Reiten, motiviertes Muli, harmonische Vorstellung, jawoll, das war’s! Nun freuten wir uns also auf das Training mit Eva.

So standen wir also pünktlich um 11.55 Uhr auf dem Platz. Das genügte noch wunderbar, um Mira die letzten Dreckklumpen vom Kopf zu entfernen. Mit einer Umfahrung und daraus resultierendem Umweg und Mira auf der untersten und hintersten Weide hatten wir nicht gerechnet und  hatten darum ein wenig Probleme mit unserem Zeitmanagement. Aber es ging schön auf und beim Eingang hatte ich sogar noch Zeit um endlich einmal Gipsy, das Jööö-Shettymuli aus Rümikon von Nahem zu betrachten! Fridolin schien sehr interessiert an dieser Dame, doch leider waren wir nicht in der gleichen Gruppe.

Während den nächsten 1 1/2 Stunden durften wir uns nun in diesem tollen Parcours vergnügen.  Jon liess sich Einiges von Fridolin zeigen. Ähem, nein, das war umgekehrt! Jon arbeitete super mit dem Kleinen, liess ihm viel Zeit und lobte den kleinsten Ansatz in die richtige Richtung. Fridolin ging über die Plane, stellte seine Beine auf einen Plastikdeckel, ging über Teppiche, Brücken und Stangen, hüpfte über Fässer und kraxelte auf das Podest. Einige Aufgaben verlangten viel von ihm, denn eigentlich ist er ein kleiner Schisshase und nicht unbedingt ein grosser Showman. 😉

Auch Mira war motiviert und hatte Spass an den Hindernissen. Zwar berührte sie  im Trab über die knifflige Cavaletti-Stangen-Fässer-Kombination mit ihren Hinterhaxen ab und zu Holz- bei den anderen tönte es aber etwa doppelt so laut! Ein wenig länger brauchte sie auch beim Tor. Wenn das Törchen ihrer Flanke zu nahe kam, musste sie anfangs etwas ausweichen. Aber mit der Taktik Annäherung und Rückzug schafften wir es auch. Ebenso knifflig war das Rückwärts durch den Flattervorhang. Nicht erstaunlich, nachdem Eva ganz gut erklärt hatte, dass etwas von vorne akzeptieren noch gar nicht heisst, dass es auf der linken oder rechten Seite oder von hinten akzeptiert wird. Alle 5 Zonen, würde Herr Parelli wohl sagen.

Beim Flattervorhang half Mira klein Fridolin ein wenig, sodass er sich nicht ganz so fest fürchten musste. Immerhin berührte er die Plastikstreifen mit seinem Näschen.

Den Schaumgummikern einer Kindermatratze fanden beide Mulis äusserst suspekt. Nachgiebiger Untergrund- sprich Schlamm- haben beide gar nicht gerne. Fridolin nahm all seinen Mut zusammen und liess sein Vorderfüsschen auf dem Schaumgummi stehen. Gutzi! Bei Mira war wirklich eindrücklich zu beobachten, wie sie selber nach einer Lösung gesucht hat. Sie hat ausprobiert, weil sie wusste, dass es für das richtige Verhalten ein Gutzi gibt. Es ging nicht lange und sie schaffte es, mit allen vier Beinen auf dem Schaumgummi zu stehen. Super!

Das Podest war riesig, aber Mira musste ihre Beinchen ganz nahe zueinander stellen- es soll ja imposant wirken! Sie wollte kaum runter von dem Ding… Dabei wollte ich noch einen tollen Spaziergang mit ihr machen, einen mit einem Passagier oben drauf. Der Passagier war ein quietschgrünes Krokodil, aus Plastik und mit Luft gefüllt. Das fand Mira zum Gähnen (hmmm, warum hab ich den nicht hinter mir nachgeschleppt- das wär bestimmt spannender geworden!). Die Unterlippe zitterte, die Augen waren halb geschlossen und das Hinterbein angewinkelt, als ich Mira mit der Knisterfolie einpackte…Zum Schluss stellten wir mit einigen Überredungskünsten und Leckerli den Fridolin noch dazu. Ich hielt die Folie in die Höhe und Jon fragte den Fridolin, ob er nicht einen Schritt vorwärts machen könne. Ein tolles Bild, wie die beiden Mulis da gemeinsam unter einer Decke steckten!

Von Dressagemule weit entfernt

Ja, das sind wir schon noch, auch jetzt. Naja, wenn man Dressur reiten will, dann legt man sich auch kein Muli zu… Trotzdem hat auch Mira es verdient, dass ich sie möglichst gesundheitsschonend reite. Und genau das ist halt nicht ganz einfach, wenn man selber noch grün hinter den Ohren ist was diese Thematik anbelangt und zudem noch ein Tier mit etwas ausgefallenem Exterieur hat. Doch wir probieren es und geben uns Mühe. Dabei hilft uns unsere aktuelle Reitlehrerin Heike sehr.

Trotzdem habe ich Mira von der Osteopathin Nadine Saxer durchchecken lassen. Glücklicherweise wohnt sie seit einigen Monaten nicht weit entfernt von uns und so bekam ich recht schnell einen Termin.

Sie schaute sich Mira im Stand und in der Bewegung an und untersuchte sie. Der Befund war etwa derselbe wie beim alten Osteo. Nur viel ausführlicher erklärt und begründet. Ich fühlte mich sehr ernst genommen mit dem Muli. Nadine ist wirklich aufmerksam und beantwortet alle Fragen super ausführlich. Mira ist eine Minimalistin. Den Rücken brauchen bedeutet Anstrengung. Und dieser Anstrengung kann man sich ja auch mehr oder weniger elegant entziehen… Deshalb wird der Muskel ein wenig steif und je länger je schlechter durchblutet. Es sind also hauptsächlich muskuläre Probleme bei Mira, glücklicherweise sind ihre Knochen tiptop. Nun habe ich einige Übungen bekommen, die ich regelmässig machen kann und die den Rücken mobilisieren. Podest und Dehnung nach vorne/unten, rückwärts und vorwärts in Variationen, Schaukel, Stangenarbeit, Volltraversale, Arbeit an der Längsbiegung, Seitengänge. Toll finde ich, dass Heike genau diese Elemente auch im Reitunterricht einfliessen lässt.

Folge dieser Konsultation: Im Stall stehen einige Holzstangen, Farbe und Material für ein Podest. Auf zum fröhlichen Basteln!

Ende, finito, aus…

Samstag, 31. Juli

Genau diese Entscheidung mussten wir heute leider treffen. Doch eines nach dem anderen…

Wunderschönes Wetter weckte uns heute morgen. Wir genossen in der Sonne ein herrliches Biosfera-Frühstück. Und meine Sehne „quietschte“ immer noch… Ich telefonierte mit meiner Emergency-Hotline Mama, welche mir riet, doch schnell im Spital vorbeizuschauen. Wir hatten die Absicht, dies zu tun. Zuerst wollten wir aber unsere Einkäufe tätigen. Nach diesem Fussmarsch war für mich klar, dass ich keinen Arzt brauchte, der mir sagte, dass ich nicht weitergehen kann. Netterweise war das Gehen mit Crocs oder vielleicht auch mit Turnschuhen nicht ein Bruchteil so schmerzhaft wie mit den hohen Wanderschuhen… *grrrr* Wir hatten auch die Variante nur noch 2 Tage weitergehen bis ins Val Mora-Jufplaun-Ofenpass studiert. Oder ich würde mich von Mira tragen lassen… wenn wir wenigstens den Sattel mitgenommen hätten! Wenn, ja wenn… Vernünftigerweise beschlossen wir also, die Tour abzubrechen.

Ein klein wenig Neid kam schon auf, als die Wanderreiterinnen ins Val Mora aufbrachen…

Doch zuerst genossen wir noch den wuuunderschönen Tag im Val Müstair. Isidor, unser Gastgeber, empfahl uns den Spielplatz als Picknickplatz. Also packten wir Kocher, Esswaren und Getränke in Jons Rucksack und die Mulis an den Seilen und wanderten (humpelten in meinem Fall) zu diesem Spielplatz. Er war wirklich toll und auch dementsprechend bevölkert. Wir suchten uns jedoch eine ruhige Ecke und machten die Mulis an der Highline fest. Zum Zmittag gab es Risotto mit Rüebli und gaaanz viel feinem Salami direkt ab Hof. Wir überlegten uns auch, wie weiter mit den angebrochenen Ferien. Schnell war klar, dass wir mit den Mulis noch für 2, 3 Tage auf die Schwarzseealp zwischen Klosters und Davos gehen würden. Da hat nämlich Jons Familie eine ganz tolle Alphütte, auf der grad der ganze Rest der Familie in den Ferien war- inklusive Jons Göttibuab Mauro.

Ganz spontan beschlossen wir, den Transporter noch heute in Zernez zu holen. Jon stand also wieder einmal eine Fahrt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel bevor… 🙂 Es war eine wunderschöne Fahrt über den Ofenpass- dieses Gebiet muss unbedingt auch mal noch unter meine Schuhsohlen kommen!

Sonntag, 1. August

Nach einer etwas unruhigen Nacht und einem frühen Erwachen (Töfffahrer sei Dank- schüttelt man denn die Wolldecken direkt neben den schlafenden Mitmenschen aus? Tz, tz…) verabschiedeten wir uns von unseren lieben Gastgebern, verluden die Mulis, fuhren über den Ofenpass und durch den Vereina bis fast nach Davos. Mulis ausladen, Fridolin bepacken (Kinderarbeit!!!) und losmarschieren. Ich durfte mich in Anbetracht meiner immer noch quietschenden und schmerzenden Sehne von Mira das steile Alpsträsschen rauftragen lassen.

Es wurde ein ganz toller 1. August: Mauro hatte Freude am „Fidälin“, machte seine 124 Purzelbäume, Jon grillierte, Adi hatte etwas mit Holzen zu tun, Alfi gab mir Voltarentablettli, Mira und Fridi schlugen sich auf ihrer Weide die Bäuche voll (jawoll, wir beanspruchten endlich einmal die 3 3/4 Weiderechte auf der Alp), Tina und ich schmückten den Sitzplatz ganz patriotisch, wir drehten irgendwelche abgefahrenen Kanuvideos usw. usf.

Als es dunkel war, wollten wir die Eidgenossenschaft mit einem Vulkan feiern. Diesen zündeten wir aber wohl ein klein wenig zu nahe an der Weide an, sodass Fridolin kurzerhand beschloss, unter dem Powerzaun  hindurch zu flüchten. Oups, Muli weg. Mira tat, was sie in solchen Situationen immer zu tun pflegte (nein, nicht dasselbe wie Maloney): Sie blieb cool. Dank ihrer Coolness konnten wir Fridolin wieder dingfest machen und auf die Weide bringen.

Montag, 2. August

Am Montag war Dauerregen angesagt. Toll, wieder einmal… Wir transferierten sogar die Weide an den Waldrand, sodass die Mulis wenigstens unter die Bäume stehen konnten. Jon, wieviele Stromschläge hast du in den letzten Tagen erhalten??? Fridolin war aber nicht so wirklich glücklich im Regen. Anschaffung für die nächste Mulitour: Eine Regendecke, möglichst nicht in hellblau oder rosa!

Dienstag, 3. August

Damit auch meine Verwandtschaft noch etwas von uns hat und die Mulis einen Unterstand, reisten wir heute in Richtung Filisur. Dort war der „Stall“ schnell eingerichtet. Natürlich musste ich so schnell wie möglich meinen Göttibuab Maurus besuchen, der heute allerlei Schabernack im Sinn hatte! 🙂

Mittwoch, 4. August

Ein ganzer freier Tag lag vor uns. Schönes Wetter. Einige Wolken. Angenehme Temperaturen. Warum können wir nicht mit den Mulis unterwegs sein, hm??? Oder wenigstens sonst zu Fuss irgendwo. Wir beschlossen, mit der RhB nach Poschiavo zu fahren- nur, um es noch ein wenig härter zu machen für uns! Für Jon wegen den öV, für mich wegen meiner Lahmheit. Die Fahrt war wunderschön, der Markt in Poschiavo toll (Genepy, Sforzato, Grappa…), die Pizza im Albrici sensationell. Ich stürmte wie verrückt, auf dem Rückweg doch wenigstens einen Teilabschnitt zu Fuss zu gehen. Aber das einzige, was Jon mir erlaubte, war in Preda die 150 Meter zum Restaurant Kulm zu laufen und dort ein Eis zu schlemmen.

Donnerstag, 5. August

Nach einer Nacht im Dauerregen die Rückfahrt nach Hause. Hallo, wir sind wieder da!

Schlafende, springende und surfende Mulis

Freitag, 30. Juli

Jauuuul- das waren nicht etwa die Hunde, die uns wecken wollten… Nein, es war meine Achillessehne, die sich ein wenig sträubte, in den Wanderschuh gezwängt zu werden. Egal, heute war ja eh fast nur abwärts laufen angesagt und das war nicht so schmerzvoll. Die Mulis hatten eine gute Nacht hinter dem Stall verbracht. Der Wetterbericht meinte etwas von Schnee bis 2200 Meter über Meer. Glücklicherweise war der nicht eingetroffen. Wolkenverhangen war es immer noch. Zur Sicherheit hatte ich Fridolin die kleine Wolldecke umgebunden- ich weiss, wie er frieren kann, wenn es nass ist. Er war jedoch putzmunter. Die Mulis liessen wir nochmals auf der grossen Wiese laufen, da sie rund um den Stall nicht so viel Gras hatten. Sie genossen ihr Frühstück und als wir langsam aufbrechen wollten, spielten sie einen taktisch geschickten Schachzug: Sie legten sich für ein Verdauungsschläfchen hin. Natürlich liessen wir sie gewähren und spielten in der Zwischenzeit mit den Hunden.

Irgendwann später waren wir dann aber doch abreisefertig und verabschiedeten uns von der „Astrasbesatzung“ und machten uns auf zur Passhöhe. Wir trafen nur ganz vereinzelte Biker und Wanderer an und genossen die Ruhe. Ab und zu sahen wir einen Flecken vom blauen Himmel. Wir waren ganz schnell in Lü und liefen weiter nach Urschai. War der Picknickplatz vom letzten Jahr wirklich so schön wie ich ihn in Erinnerung hatte? Ja, er war es! Wir beschlossen, eine ganz ausgedehnte Mittagsrast zu machen (wen wundert’s?). Abpacken, absatteln, Zaun aufstellen, Kocher auspacken… und die Sonne drückte immer mehr durch! Wir hätten schlicht und einfach grad hier bleiben können… Mira fand es auch gemütlich und legte sich flach hin und nahm ein Sonnenbad. Aber leider konnten wir nicht bleiben, so ein Biwak direkt neben dem Wanderweg war nicht das Wahre (dementsprechende Blicke ernteten wir auch von den Wanderern).

Also machten wir uns an den doch recht mühsamen und langen Abstieg ins Val Müstair. Getreu dem Motto „Nur steil ist richtig g…!“ nahmen wir eine Abkürzung, die es in sich hatte. Zuerst einmal waren da die Holzbretter über den Weg, die kleine Bachläufe abdeckten. Fridolin meinte, diese in einem Weltcup-Finale würdigen Sprung zu meistern. Zum anderen war da ein Graben, der mit Schotter aufgefüllt wurde. Mira meinte, diesen im Geröllhalden-Surfing zu meistern. Tja, genau da, wo viele Pferde den Hintern voll gehabt hätten, sind unsere beiden aufgetaut und haben ihren Spass gehabt. 🙂

Für die Nacht hätten wir eigentlich auf einem Campingplatz, der uns empfohlen wurden, reserviert gehabt. Da ich dort aber niemanden telefonisch erreichen konnte, liessen wir es bleiben. Ein Telefonat später hatten wir unsere Unterkunft bei einem Bauern in Müstair. Schlafen im Stroh, juhui! Zufälligerweise waren noch zwei Damen mit zwei wunderschönen und top trainierten Pferden da  (San Jon – Müstair in einem Tag, nicht in zwei Tagen!) und so war für Gesprächsstoff gesorgt. Mira und Fridi bekamen den schönen sandigen Platz direkt vor dem Stall (wälz, wälz und nochmals wälz) und einen Haufen guuutes Muliheu.

Ich befreite meinen Fuss so schnell wie möglich vom Wanderschuh und schlüpfte  in die Crocs- aaaahhh…, eine Wohltat! Mittlerweile machte ich mir schon etwas Sorgen um meine liebe Achillessehne. Sie war jetzt geschwollen und „quietschte“. Erst einmal mittels Ruhetag abwarten, war die Devise.

Räga, Rägatröpfli…

Donnerstag, 29. Juli

Genau so wie in diesem Kinderlied präsentierte sich das Wetter am nächsten Tag. Nach einem feinen Frühstück machten wir uns ans Bepacken der Mulis. Mira hatte ihr Schläfchen schon gehalten und so konnten wir die Mulis guten Gewissens putzen, satteln und bepacken. Wir marschierten am Lai da Tarasp vorbei durch einen wunderschönen Weg nach Avrona. Avrona- da kommen mir wieder so Kindheitserinnerungen in den Sinn. Ich weiss noch genau, wie ich damals den Zwergen irgendwelche Süssigkeiten vor ihren Höhlen deponiert habe… 🙂 Die werden sich die Bäuche satt gegessen haben!

Wir wussten von Elisabeth, dass wir die Brücke über die Clemgia ganz bestimmt nicht passieren konnten, es aber durch den Bach problemlos möglich wäre. So spazierten wir den wiederum und rund um Scuol ja fast selbstverständlich wunderschönen Pfad zum Bach hinunter. Die Clemgia führte wegen dem Regen ziemlich viel Wasser, aber wir fanden schnell eine Stelle, an der wir den Bach überqueren konnten. Jon war mit dem besseren Schuhwerk ausgestattet als ich. Deshalb fiel ihm die Aufgabe zu, die beiden Mulis auf die andere Seite zu führen. Fridolin befreite ich von seinem Seil, denn erfahrungsgemäss würde er sich ganz selbständig und selbstbewusst dieser grossen und gefährlichen Aufgabe stellen ;-). Es vergingen keine 20 Sekunden und meine drei Lieblinge waren auf der anderen Seite. Ich hingegen spazierte gemütlich über die Brücke… Männer auf einer Mulitour haben doch gewisse Vorteile! 🙂

Der Weg führte uns nach Plan da Funtanas- wie der Name schon sagt, hatte es unterwegs einige Quellen. Ein richtiger Märchenwald! Der Weg führte steil bergauf, weshalb ich es mir mit „Tailing“ etwas einfacher machte. Beim Tailing halten sich faule Wanderer am Schweif des Pferdes fest und lassen sich so etwas bergaufwärts helfen. Und genau auf diesem Wegabschnitt gab meine Achillessehne ein Lebenszeichen von sich. Ich beachtete es nicht gross. Nachdem wir einen verdutzten Wanderer hinter uns gelassen hatten ging es auf der Strasse in Richtung S-charl weiter. Dies hatte auch bei Regen und Nebel seinen Reiz. Trotzdem war dann das Restaurant Mayor in S-charl uns sehr willkommen. Die Mulis mussten böserweise ihre Mittagspause am Anbindebalken verbringen, währenddem wir es uns in der Gaststube gutgehen liessen. Es kam vor lauter Bikern („Wir bremsen nur zum Ko….“, „Quäl dich, du Sau“- das waren ihre Wahlsprüche auf den Trikots…) ein leiser Anflug von Klaustrophobie auf. Wir liessen uns den Zmittag aber trotzdem schmecken.

Die Mulis durften sich nach einigen Minuten Fussmarsch (grmpfl, Schuhe besser zuschnüren, schweig, Achillessehne!)  ihre Bäuche mit herrlich schmeckenden Kräutern und anderer Alpenflora vollschlagen. In eineinhalb Stunden hatten wir den letzten Wegabschnitt zur Alp Astras hinter uns gebracht. Dabei wurden wir auf dem letzten Teil  noch von 3 Pferden verfolgt, die hatten jedoch nichts mit unserem Tempo zu tun (trotzdem: Ruhe, Achillessehne!). Auf der Alp Astras wurden wir wieder sehr herzlich empfangen, obwohl wir uns nicht angemeldet hatten. Südtiroler halt! 🙂 Die Mulis durften sich zuerst auf der Weide unterhalb vom Stall erholen und dort den Hauptgang des heutigen Dinners geniessen. Erholen ist vielleicht nicht die treffendste Wortwahl. Fridolin rannte wie ein Irrer herum und gab seinen berühmt-berüchtigten Fridolin-Karate-Kick zum Besten. Da musste Mira wohl oder übel mitmachen. Es war ein herrliches Bild!

Der Abend verging mit Hunde knuddeln (alle noch da vom letzten Jahr plus ein neuer), Paddock aufstellen, Bier trinken (Verhältnis Jon : Isi = 3:1), quatschen, nach den Mulis schauen, Achillessehne begutachten und Üt d’arnica einschmieren, herrliche Gnocchi speisen etc.

Danke, liebe Astras-Älpler (bes. Christina! Ein dreifaches Hoch auf dich!!)

Tiengen DE – Tarasp CH

Mittwoch, 28. Juli

Wir kamen auch an diesem Morgen nur langsam vom Fleck. Das Frühstück bei schönstem Wetter genossen wir in vollen Zügen- den angekündigten möglichen Regen konnten wir im Falle des Falles auch wandernd geniessen. Und da waren da noch die neuen Gäste fürs Schlafen im Stroh. Ein Mädchen hatte riesig Freude an den Mulis und durfte auf Mira reiten und Fridolin herumführen. So schafften wir es gerade noch in den Volg, bevor dieser am Mittag schloss. Wir wanderten durch das wunderschöne  Ardez- und aus allen Häusern duftete es verführerisch nach Zmittag. Unser Zmittag musste warten… Wir wanderten via Eingang zum Val Tasna (Jons Finger kribbelten im Wissen um die Boulderblöcke grad um die Ecke) nach Ftan.

In Ftan Pitschen trafen wir die Isländer-Iris, die ich im letzten Jahr in San Jon kennen gelernt habe und blieben für einen kurzen Schwatz. Dann machten wir uns gemeinsam mit Kampfwanderern, Trottinettlern und Bikern an den Abstieg nach Scuol. Der Himmel hatte sich leider in der Zwischenzeit verdüstert. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab, auch heute eine gemütliche (Nach)Mittagsrast zu halten. Schnell fanden wir zwei Bänkli, ein Stück Wiese und eine schöne Aussicht auf Scuol. Die Mulis entliessen wir auf ihre Miniweide, wo sie sich zuerst genüsslich wälzten und dann zu mampfen begannen. Jon hatte schon wieder seinen Kocher in Betrieb. Die Suppe drohte wässerig zu werden, denn mittlerweile hatte es zu regnen begonnen. Wir montierten unsere Regenklamotten und machten tapfer weiter. Petrus hatte Einsehen mit uns und verschonte uns in den folgenden Stunden mit weiteren Regengüssen (die Ruhe vor dem Sturm, ich sag’s euch…).

Nun hatten wir noch den steilen Abstieg nach Scuol vor uns, bevor es ebenso steil wieder nach Tarasp hinauf ging. Für den Abstieg wählten wir kurz, aber steil, was sich als wirklich gute Wahl entpuppte. Wir waren sofort am Bahnhof in Scuol, huschten über den Kreisel und spazierten über wunderbar präparierte, aber schmale Wanderwege zum Kurhaus Tarasp, wo die Brücke über den Inn führte. Die Brücke ist gut- wir hatten die Wahl zwischen etwa 7 Brücken. Die erste entpuppte sich als ziemlich wackelig und führte uns in eine Sackgasse. Der Wanderweg fiel dem Bau einer anderen Brücke zum Opfer. Also haben wir die nächste genommen. Diese hat uns zu einem ganz tollen Pfad geführt, der uns in Spitzkehren nach Tarasp führte. Unterwegs wurden wir frecherweise noch von zwei Bikern überholt (aber Hut ab, die hatten Pfupf und waren ausserdem freundlich).

In Tarasp selber wusste ich nicht genau, wo unser Domizil ist.  Die Telefonnummer von Elisabeth, unserer Gastgeberin (dazu nachher mehr) war irgendwo in den Tiefen des Packsattels verstaut. Also machten wir uns auf die Suche. Es ging nicht lange, und jemand machte sich uns mit lautem Schreien bemerkbar. Es war Elisabeth :-). Genau die Elisabeth, die ich vor einigen Wochen anlässlich meines Polterabends in Tiengen DE angehauen hatte und ihr ein Hufeisen angedreht hatte. Das kam so: Ich durfte ganz nett und toll verkleidet im Städtchen Tiengen Hufeisen verkaufen, damit meine Polterdamen ja auch zu ihrem Eis kamen. Irgendwie steuerte ich auf die beiden Velofahrer zu, die mir da entgegenkamen und grüsste sie. Er (Marcus) grüsste mit Allegra. Da war mir klar, das sind Engadiner! Wir kamen sofort ins Gespräch, tätigten den Handel und tauschten Adressen aus. Wir seien herzlich eingeladen, auf unserer Mulitour bei ihnen Station zu machen. Das Hufeisen reiste dann mit Elisabeth und Marcus bis nach Salzburg.

Ja, und nun wurden wir herzlich aufgenommen in Tarasp. Die Mulis bekamen einen grossen und überdeckten Auslauf auf dem Bauernhof grad gegenüber und wir wurden mit einem köstlichen Raclette und bestem Wein verpflegt – auch hier gibt’s 5 *****. Es wurde ein langer und gemütlicher Abend. Danke an dieser Stelle an alle Tarasper! 🙂