Ende, finito, aus…

Samstag, 31. Juli

Genau diese Entscheidung mussten wir heute leider treffen. Doch eines nach dem anderen…

Wunderschönes Wetter weckte uns heute morgen. Wir genossen in der Sonne ein herrliches Biosfera-Frühstück. Und meine Sehne „quietschte“ immer noch… Ich telefonierte mit meiner Emergency-Hotline Mama, welche mir riet, doch schnell im Spital vorbeizuschauen. Wir hatten die Absicht, dies zu tun. Zuerst wollten wir aber unsere Einkäufe tätigen. Nach diesem Fussmarsch war für mich klar, dass ich keinen Arzt brauchte, der mir sagte, dass ich nicht weitergehen kann. Netterweise war das Gehen mit Crocs oder vielleicht auch mit Turnschuhen nicht ein Bruchteil so schmerzhaft wie mit den hohen Wanderschuhen… *grrrr* Wir hatten auch die Variante nur noch 2 Tage weitergehen bis ins Val Mora-Jufplaun-Ofenpass studiert. Oder ich würde mich von Mira tragen lassen… wenn wir wenigstens den Sattel mitgenommen hätten! Wenn, ja wenn… Vernünftigerweise beschlossen wir also, die Tour abzubrechen.

Ein klein wenig Neid kam schon auf, als die Wanderreiterinnen ins Val Mora aufbrachen…

Doch zuerst genossen wir noch den wuuunderschönen Tag im Val Müstair. Isidor, unser Gastgeber, empfahl uns den Spielplatz als Picknickplatz. Also packten wir Kocher, Esswaren und Getränke in Jons Rucksack und die Mulis an den Seilen und wanderten (humpelten in meinem Fall) zu diesem Spielplatz. Er war wirklich toll und auch dementsprechend bevölkert. Wir suchten uns jedoch eine ruhige Ecke und machten die Mulis an der Highline fest. Zum Zmittag gab es Risotto mit Rüebli und gaaanz viel feinem Salami direkt ab Hof. Wir überlegten uns auch, wie weiter mit den angebrochenen Ferien. Schnell war klar, dass wir mit den Mulis noch für 2, 3 Tage auf die Schwarzseealp zwischen Klosters und Davos gehen würden. Da hat nämlich Jons Familie eine ganz tolle Alphütte, auf der grad der ganze Rest der Familie in den Ferien war- inklusive Jons Göttibuab Mauro.

Ganz spontan beschlossen wir, den Transporter noch heute in Zernez zu holen. Jon stand also wieder einmal eine Fahrt mit einem öffentlichen Verkehrsmittel bevor… 🙂 Es war eine wunderschöne Fahrt über den Ofenpass- dieses Gebiet muss unbedingt auch mal noch unter meine Schuhsohlen kommen!

Sonntag, 1. August

Nach einer etwas unruhigen Nacht und einem frühen Erwachen (Töfffahrer sei Dank- schüttelt man denn die Wolldecken direkt neben den schlafenden Mitmenschen aus? Tz, tz…) verabschiedeten wir uns von unseren lieben Gastgebern, verluden die Mulis, fuhren über den Ofenpass und durch den Vereina bis fast nach Davos. Mulis ausladen, Fridolin bepacken (Kinderarbeit!!!) und losmarschieren. Ich durfte mich in Anbetracht meiner immer noch quietschenden und schmerzenden Sehne von Mira das steile Alpsträsschen rauftragen lassen.

Es wurde ein ganz toller 1. August: Mauro hatte Freude am „Fidälin“, machte seine 124 Purzelbäume, Jon grillierte, Adi hatte etwas mit Holzen zu tun, Alfi gab mir Voltarentablettli, Mira und Fridi schlugen sich auf ihrer Weide die Bäuche voll (jawoll, wir beanspruchten endlich einmal die 3 3/4 Weiderechte auf der Alp), Tina und ich schmückten den Sitzplatz ganz patriotisch, wir drehten irgendwelche abgefahrenen Kanuvideos usw. usf.

Als es dunkel war, wollten wir die Eidgenossenschaft mit einem Vulkan feiern. Diesen zündeten wir aber wohl ein klein wenig zu nahe an der Weide an, sodass Fridolin kurzerhand beschloss, unter dem Powerzaun  hindurch zu flüchten. Oups, Muli weg. Mira tat, was sie in solchen Situationen immer zu tun pflegte (nein, nicht dasselbe wie Maloney): Sie blieb cool. Dank ihrer Coolness konnten wir Fridolin wieder dingfest machen und auf die Weide bringen.

Montag, 2. August

Am Montag war Dauerregen angesagt. Toll, wieder einmal… Wir transferierten sogar die Weide an den Waldrand, sodass die Mulis wenigstens unter die Bäume stehen konnten. Jon, wieviele Stromschläge hast du in den letzten Tagen erhalten??? Fridolin war aber nicht so wirklich glücklich im Regen. Anschaffung für die nächste Mulitour: Eine Regendecke, möglichst nicht in hellblau oder rosa!

Dienstag, 3. August

Damit auch meine Verwandtschaft noch etwas von uns hat und die Mulis einen Unterstand, reisten wir heute in Richtung Filisur. Dort war der „Stall“ schnell eingerichtet. Natürlich musste ich so schnell wie möglich meinen Göttibuab Maurus besuchen, der heute allerlei Schabernack im Sinn hatte! 🙂

Mittwoch, 4. August

Ein ganzer freier Tag lag vor uns. Schönes Wetter. Einige Wolken. Angenehme Temperaturen. Warum können wir nicht mit den Mulis unterwegs sein, hm??? Oder wenigstens sonst zu Fuss irgendwo. Wir beschlossen, mit der RhB nach Poschiavo zu fahren- nur, um es noch ein wenig härter zu machen für uns! Für Jon wegen den öV, für mich wegen meiner Lahmheit. Die Fahrt war wunderschön, der Markt in Poschiavo toll (Genepy, Sforzato, Grappa…), die Pizza im Albrici sensationell. Ich stürmte wie verrückt, auf dem Rückweg doch wenigstens einen Teilabschnitt zu Fuss zu gehen. Aber das einzige, was Jon mir erlaubte, war in Preda die 150 Meter zum Restaurant Kulm zu laufen und dort ein Eis zu schlemmen.

Donnerstag, 5. August

Nach einer Nacht im Dauerregen die Rückfahrt nach Hause. Hallo, wir sind wieder da!

Schlafende, springende und surfende Mulis

Freitag, 30. Juli

Jauuuul- das waren nicht etwa die Hunde, die uns wecken wollten… Nein, es war meine Achillessehne, die sich ein wenig sträubte, in den Wanderschuh gezwängt zu werden. Egal, heute war ja eh fast nur abwärts laufen angesagt und das war nicht so schmerzvoll. Die Mulis hatten eine gute Nacht hinter dem Stall verbracht. Der Wetterbericht meinte etwas von Schnee bis 2200 Meter über Meer. Glücklicherweise war der nicht eingetroffen. Wolkenverhangen war es immer noch. Zur Sicherheit hatte ich Fridolin die kleine Wolldecke umgebunden- ich weiss, wie er frieren kann, wenn es nass ist. Er war jedoch putzmunter. Die Mulis liessen wir nochmals auf der grossen Wiese laufen, da sie rund um den Stall nicht so viel Gras hatten. Sie genossen ihr Frühstück und als wir langsam aufbrechen wollten, spielten sie einen taktisch geschickten Schachzug: Sie legten sich für ein Verdauungsschläfchen hin. Natürlich liessen wir sie gewähren und spielten in der Zwischenzeit mit den Hunden.

Irgendwann später waren wir dann aber doch abreisefertig und verabschiedeten uns von der „Astrasbesatzung“ und machten uns auf zur Passhöhe. Wir trafen nur ganz vereinzelte Biker und Wanderer an und genossen die Ruhe. Ab und zu sahen wir einen Flecken vom blauen Himmel. Wir waren ganz schnell in Lü und liefen weiter nach Urschai. War der Picknickplatz vom letzten Jahr wirklich so schön wie ich ihn in Erinnerung hatte? Ja, er war es! Wir beschlossen, eine ganz ausgedehnte Mittagsrast zu machen (wen wundert’s?). Abpacken, absatteln, Zaun aufstellen, Kocher auspacken… und die Sonne drückte immer mehr durch! Wir hätten schlicht und einfach grad hier bleiben können… Mira fand es auch gemütlich und legte sich flach hin und nahm ein Sonnenbad. Aber leider konnten wir nicht bleiben, so ein Biwak direkt neben dem Wanderweg war nicht das Wahre (dementsprechende Blicke ernteten wir auch von den Wanderern).

Also machten wir uns an den doch recht mühsamen und langen Abstieg ins Val Müstair. Getreu dem Motto „Nur steil ist richtig g…!“ nahmen wir eine Abkürzung, die es in sich hatte. Zuerst einmal waren da die Holzbretter über den Weg, die kleine Bachläufe abdeckten. Fridolin meinte, diese in einem Weltcup-Finale würdigen Sprung zu meistern. Zum anderen war da ein Graben, der mit Schotter aufgefüllt wurde. Mira meinte, diesen im Geröllhalden-Surfing zu meistern. Tja, genau da, wo viele Pferde den Hintern voll gehabt hätten, sind unsere beiden aufgetaut und haben ihren Spass gehabt. 🙂

Für die Nacht hätten wir eigentlich auf einem Campingplatz, der uns empfohlen wurden, reserviert gehabt. Da ich dort aber niemanden telefonisch erreichen konnte, liessen wir es bleiben. Ein Telefonat später hatten wir unsere Unterkunft bei einem Bauern in Müstair. Schlafen im Stroh, juhui! Zufälligerweise waren noch zwei Damen mit zwei wunderschönen und top trainierten Pferden da  (San Jon – Müstair in einem Tag, nicht in zwei Tagen!) und so war für Gesprächsstoff gesorgt. Mira und Fridi bekamen den schönen sandigen Platz direkt vor dem Stall (wälz, wälz und nochmals wälz) und einen Haufen guuutes Muliheu.

Ich befreite meinen Fuss so schnell wie möglich vom Wanderschuh und schlüpfte  in die Crocs- aaaahhh…, eine Wohltat! Mittlerweile machte ich mir schon etwas Sorgen um meine liebe Achillessehne. Sie war jetzt geschwollen und „quietschte“. Erst einmal mittels Ruhetag abwarten, war die Devise.

Räga, Rägatröpfli…

Donnerstag, 29. Juli

Genau so wie in diesem Kinderlied präsentierte sich das Wetter am nächsten Tag. Nach einem feinen Frühstück machten wir uns ans Bepacken der Mulis. Mira hatte ihr Schläfchen schon gehalten und so konnten wir die Mulis guten Gewissens putzen, satteln und bepacken. Wir marschierten am Lai da Tarasp vorbei durch einen wunderschönen Weg nach Avrona. Avrona- da kommen mir wieder so Kindheitserinnerungen in den Sinn. Ich weiss noch genau, wie ich damals den Zwergen irgendwelche Süssigkeiten vor ihren Höhlen deponiert habe… 🙂 Die werden sich die Bäuche satt gegessen haben!

Wir wussten von Elisabeth, dass wir die Brücke über die Clemgia ganz bestimmt nicht passieren konnten, es aber durch den Bach problemlos möglich wäre. So spazierten wir den wiederum und rund um Scuol ja fast selbstverständlich wunderschönen Pfad zum Bach hinunter. Die Clemgia führte wegen dem Regen ziemlich viel Wasser, aber wir fanden schnell eine Stelle, an der wir den Bach überqueren konnten. Jon war mit dem besseren Schuhwerk ausgestattet als ich. Deshalb fiel ihm die Aufgabe zu, die beiden Mulis auf die andere Seite zu führen. Fridolin befreite ich von seinem Seil, denn erfahrungsgemäss würde er sich ganz selbständig und selbstbewusst dieser grossen und gefährlichen Aufgabe stellen ;-). Es vergingen keine 20 Sekunden und meine drei Lieblinge waren auf der anderen Seite. Ich hingegen spazierte gemütlich über die Brücke… Männer auf einer Mulitour haben doch gewisse Vorteile! 🙂

Der Weg führte uns nach Plan da Funtanas- wie der Name schon sagt, hatte es unterwegs einige Quellen. Ein richtiger Märchenwald! Der Weg führte steil bergauf, weshalb ich es mir mit „Tailing“ etwas einfacher machte. Beim Tailing halten sich faule Wanderer am Schweif des Pferdes fest und lassen sich so etwas bergaufwärts helfen. Und genau auf diesem Wegabschnitt gab meine Achillessehne ein Lebenszeichen von sich. Ich beachtete es nicht gross. Nachdem wir einen verdutzten Wanderer hinter uns gelassen hatten ging es auf der Strasse in Richtung S-charl weiter. Dies hatte auch bei Regen und Nebel seinen Reiz. Trotzdem war dann das Restaurant Mayor in S-charl uns sehr willkommen. Die Mulis mussten böserweise ihre Mittagspause am Anbindebalken verbringen, währenddem wir es uns in der Gaststube gutgehen liessen. Es kam vor lauter Bikern („Wir bremsen nur zum Ko….“, „Quäl dich, du Sau“- das waren ihre Wahlsprüche auf den Trikots…) ein leiser Anflug von Klaustrophobie auf. Wir liessen uns den Zmittag aber trotzdem schmecken.

Die Mulis durften sich nach einigen Minuten Fussmarsch (grmpfl, Schuhe besser zuschnüren, schweig, Achillessehne!)  ihre Bäuche mit herrlich schmeckenden Kräutern und anderer Alpenflora vollschlagen. In eineinhalb Stunden hatten wir den letzten Wegabschnitt zur Alp Astras hinter uns gebracht. Dabei wurden wir auf dem letzten Teil  noch von 3 Pferden verfolgt, die hatten jedoch nichts mit unserem Tempo zu tun (trotzdem: Ruhe, Achillessehne!). Auf der Alp Astras wurden wir wieder sehr herzlich empfangen, obwohl wir uns nicht angemeldet hatten. Südtiroler halt! 🙂 Die Mulis durften sich zuerst auf der Weide unterhalb vom Stall erholen und dort den Hauptgang des heutigen Dinners geniessen. Erholen ist vielleicht nicht die treffendste Wortwahl. Fridolin rannte wie ein Irrer herum und gab seinen berühmt-berüchtigten Fridolin-Karate-Kick zum Besten. Da musste Mira wohl oder übel mitmachen. Es war ein herrliches Bild!

Der Abend verging mit Hunde knuddeln (alle noch da vom letzten Jahr plus ein neuer), Paddock aufstellen, Bier trinken (Verhältnis Jon : Isi = 3:1), quatschen, nach den Mulis schauen, Achillessehne begutachten und Üt d’arnica einschmieren, herrliche Gnocchi speisen etc.

Danke, liebe Astras-Älpler (bes. Christina! Ein dreifaches Hoch auf dich!!)

Tiengen DE – Tarasp CH

Mittwoch, 28. Juli

Wir kamen auch an diesem Morgen nur langsam vom Fleck. Das Frühstück bei schönstem Wetter genossen wir in vollen Zügen- den angekündigten möglichen Regen konnten wir im Falle des Falles auch wandernd geniessen. Und da waren da noch die neuen Gäste fürs Schlafen im Stroh. Ein Mädchen hatte riesig Freude an den Mulis und durfte auf Mira reiten und Fridolin herumführen. So schafften wir es gerade noch in den Volg, bevor dieser am Mittag schloss. Wir wanderten durch das wunderschöne  Ardez- und aus allen Häusern duftete es verführerisch nach Zmittag. Unser Zmittag musste warten… Wir wanderten via Eingang zum Val Tasna (Jons Finger kribbelten im Wissen um die Boulderblöcke grad um die Ecke) nach Ftan.

In Ftan Pitschen trafen wir die Isländer-Iris, die ich im letzten Jahr in San Jon kennen gelernt habe und blieben für einen kurzen Schwatz. Dann machten wir uns gemeinsam mit Kampfwanderern, Trottinettlern und Bikern an den Abstieg nach Scuol. Der Himmel hatte sich leider in der Zwischenzeit verdüstert. Dies hielt uns jedoch nicht davon ab, auch heute eine gemütliche (Nach)Mittagsrast zu halten. Schnell fanden wir zwei Bänkli, ein Stück Wiese und eine schöne Aussicht auf Scuol. Die Mulis entliessen wir auf ihre Miniweide, wo sie sich zuerst genüsslich wälzten und dann zu mampfen begannen. Jon hatte schon wieder seinen Kocher in Betrieb. Die Suppe drohte wässerig zu werden, denn mittlerweile hatte es zu regnen begonnen. Wir montierten unsere Regenklamotten und machten tapfer weiter. Petrus hatte Einsehen mit uns und verschonte uns in den folgenden Stunden mit weiteren Regengüssen (die Ruhe vor dem Sturm, ich sag’s euch…).

Nun hatten wir noch den steilen Abstieg nach Scuol vor uns, bevor es ebenso steil wieder nach Tarasp hinauf ging. Für den Abstieg wählten wir kurz, aber steil, was sich als wirklich gute Wahl entpuppte. Wir waren sofort am Bahnhof in Scuol, huschten über den Kreisel und spazierten über wunderbar präparierte, aber schmale Wanderwege zum Kurhaus Tarasp, wo die Brücke über den Inn führte. Die Brücke ist gut- wir hatten die Wahl zwischen etwa 7 Brücken. Die erste entpuppte sich als ziemlich wackelig und führte uns in eine Sackgasse. Der Wanderweg fiel dem Bau einer anderen Brücke zum Opfer. Also haben wir die nächste genommen. Diese hat uns zu einem ganz tollen Pfad geführt, der uns in Spitzkehren nach Tarasp führte. Unterwegs wurden wir frecherweise noch von zwei Bikern überholt (aber Hut ab, die hatten Pfupf und waren ausserdem freundlich).

In Tarasp selber wusste ich nicht genau, wo unser Domizil ist.  Die Telefonnummer von Elisabeth, unserer Gastgeberin (dazu nachher mehr) war irgendwo in den Tiefen des Packsattels verstaut. Also machten wir uns auf die Suche. Es ging nicht lange, und jemand machte sich uns mit lautem Schreien bemerkbar. Es war Elisabeth :-). Genau die Elisabeth, die ich vor einigen Wochen anlässlich meines Polterabends in Tiengen DE angehauen hatte und ihr ein Hufeisen angedreht hatte. Das kam so: Ich durfte ganz nett und toll verkleidet im Städtchen Tiengen Hufeisen verkaufen, damit meine Polterdamen ja auch zu ihrem Eis kamen. Irgendwie steuerte ich auf die beiden Velofahrer zu, die mir da entgegenkamen und grüsste sie. Er (Marcus) grüsste mit Allegra. Da war mir klar, das sind Engadiner! Wir kamen sofort ins Gespräch, tätigten den Handel und tauschten Adressen aus. Wir seien herzlich eingeladen, auf unserer Mulitour bei ihnen Station zu machen. Das Hufeisen reiste dann mit Elisabeth und Marcus bis nach Salzburg.

Ja, und nun wurden wir herzlich aufgenommen in Tarasp. Die Mulis bekamen einen grossen und überdeckten Auslauf auf dem Bauernhof grad gegenüber und wir wurden mit einem köstlichen Raclette und bestem Wein verpflegt – auch hier gibt’s 5 *****. Es wurde ein langer und gemütlicher Abend. Danke an dieser Stelle an alle Tarasper! 🙂

5***** in Ardez

Dienstag, 27. Juli

Am ersten Tag von so einer Mulitour kommt man erfahrungsgemäss nicht wahnsinnig früh los. So haben wir gemütlich zmörgelet, das ganze Gepäck verteilt, letzte Dinge im Auto verstaut, die Mulis geputzt, gesattelt und gepackt. Das Auto und den Transporter durften wir bei Bezzolas lassen. Um viertel nach zehn ging es dann endlich los. Und wie es los ging! Die Mulis hatten ein Wahnsinnstempo drauf und wir rannten die 7 Kilometer bis nach Susch beinahe. Der Weg führte wunderschön am Inn entlang. Die Anzahl Velofahrer hielt sich in Grenzen.

Wir wanderten langsam an Höhe gewinnend über Lavin nach Guarda. Die Lamas ausserhalb von Lavin waren noch gleich gefährlich wie letztes Jahr, aber Fridolin entschied sich, sich in zivilisiertem Schritt aus dem Staub zu machen und nicht Trab und Galopp zu benutzen wie im letzten Sommer. Unterwegs musste der Kleine dann auch noch mit Jon im Lawinenschutzhüttli Platz nehmen. In Guarda machten wir an unserem altbekannten Platz Mittagsrast. Ich „knüpfte“ die Mulis an die Highline (Fridi verstand recht schnell, dass er nicht einfach davontraben konnte…) und Jon packte den Kocher aus. Das Gute an diesem Rastplatz ist, dass gleich nebenan der grosse Parkplatz mit WC-Anlage ist…

Bis Ardez, unserem Übernachtungsort, waren es nur noch gut 6 Kilometer. Das Tempo hatte sich mittlerweile etwas gelegt, glücklicherweise. In Ardez hatten wir für Schlafen im Stroh bei Familie Clalüna reserviert, da es mit wild biwakieren im Unterengadin ja sehr, sehr heikel ist. Das Schlafen im Stroh war 5*****. Für die Mulis eine fette Weide, Kochmöglichkeit, Dusche, für Kinder (und uns) ein Riesentrampolin, Swimmingpool, Diabolos etc., Sitzplätze drinnen und draussen, Getränke (unter anderem Bier… :-)). Wir machten es uns richtig gemütlich und hielten einen Schwatz mit dem Bauern. Dabei kam raus, dass ein Militärkollege von Jon beiden gut bekannt war und es dauerte nicht lange, bis derjenige samt Junior bei uns war. Bei einem Gläschen Iva und einem immer mehr auftauenden Junior verging die Zeit ganz schnell.

Ab in die Flitterwochen

Montag, 26. Juli

Ganz gemütlich packten wir unsere 7(49) Sachen zusammen und fuhren zu den Mulis nach Koblenz. Die beiden wussten wahrscheinlich genau, dass es auf eine lange Reise ging. Das Heunetz war prall gefüllt, denn schliesslich wollten Mira und Fridolin auch etwas zu knabbern haben bis ins Engadin. Bösartigerweise war das Heunetz eines mit Maschengrösse 5 cm… :-).

Wir fuhren also gemütlich dem Zürisee und dem Walensee entlang bis ins Prättigau. Die Mulis frassen geduldig weiter, währenddem ich immer nervöser wurde. Würden sie die Fahrt durch den Vereinatunnel überleben, meine armen Langohren? Es ist schon wahnsinnig, wie die Tiere den Menschen vertrauen- sie steigen in eine enge Kiste ein, die plötzlich losfährt. Dann wird es dunkel, es rattert und schüttelt und lärmt…

Wir haben natürlich so schnell wie möglich nach dem Tunnel angehalten und geschaut, wie es Mira und Fridolin geht. Es ging ihnen gut. Bis Zernez zu Bezzolas waren es nur noch gute 10 Minuten Fahrt. Dort durften beide Mulis in eine grosse Box, die dick mit Stroh eingestreut war. Sie mampften ohne nervige 5-cm-Maschen genüsslich ihr Heu. Jon und ich bekamen einen feinen Znacht und ein gemütliches Bett und plauderten noch lange mit unseren Gastgebern. Zu später Stunde kam auch noch Steivan vorbei mit 2 Döschen aus seiner Hexenküche: Üt da lavazza und üt d’arnica, in praktischer Minigrösse für auf die Reise.

Muli vs Gabelstapler

So dachten wir, könnte es in etwa ausgehen…

Aber es kam ganz anders! Am Donnerstagnachmittag verluden wir die Mulis kurzerhand um ihnen neue „Rennschuhe“ zu gönnen. Treffpunkt des Rendez-vous mit dem Hufschmied war bei der oberen Halle der HKS in Marthalen. Da wimmelte es von schön knallgelben Staplern von welchen ich ursprünglich dachte, sie könnten Fridolin ein wenig beunruhigen. Aber weit gefehlt- gelb ist schliesslich seine Lieblingsfarbe und der Rauch, der beim Aufbrennen der Eisen entsteht, ist definitiv viiiiel gefährlicher. Mira wurde zuerst beschlagen, damit Fridolin sich das Ganze nochmals anschauen konnte. Er hat sich wohl seine grosse Tante zum Vorbild genommen und war sehr anständig- man bedenke, dass er erst zum 2ten mal in seinem Leben beschlagen wurde! Als nix Kampf gegen den Stapler, an dem er angebunden war.

Und so sieht Fridolin im Endeffekt in etwa aus für die nächsten Tage:

Ich habe gestern noch eine Runde mit beiden gedreht und dabei die Vollpackung montiert.  Beide haben ihren Schalter umgedreht und waren sofort im Mulitour-Trott. Fridolins Seil in meiner Hand war kaum spürbar, es hat sich fast nie gespannt. Er hat sofort unser Tempo angenommen. Mira wie immer brav vorwärts. Und nicht vergessen: Immer schön links und rechts probieren zu fressen, man ist schliesslich auf Mulitour und da muss man schauen, dass man nicht zu kurz kommt… 😉

Morgen geht’s los- bis bald!

Biwaksäcke, Suppentüten (oder Tütensuppen?), Zaunpfosten…

Ja, momentan schlagen wir uns mit solchen Dingen rum. Der Haufen in einer Ecke in unserer Wohnung wird immer grösser. Und die Mulitour 2010 unter dem Motto „Flitterwochen“ kommt immer näher. Der ganze grosse Haufen soll auf die beiden Mulis? Vielleicht muss dann Jon doch noch auf seinen Ego-Kaffee verzichten oder ihn selber den Berg hochtragen (*ganzfiesgrins*)…Und Essen für etwa 4 Tage müssen wir auch noch irgendwo unterbringen! Wahrscheinlich muss ich auf mein drittes Icebreaker-Shirt verzichten, sniff…

Der Packsattel Marke Simon Zünd von Fridolin hat nun auch sein Feintuning bekommen. Sattelgurte sind dran, Sattelpad montiert, wichtige Teile abgepolstert (Fridi ist halt ein Sensibelchen). Das Teil ist luxuriös im Vergleich zum letztjährigen Modell! Fridi sieht richtig schnittig damit aus! Ans Vorgängermodell erinnert nur noch die Satteldecke, die ich weiterverwenden konnte. Wenn dann erst noch die schwarzen Ortlieb-Taschen daran sind, oh là là!

Morgen haben beide Mulis noch ein Rendez-vous mit Walter Frehner, dem Hufschmied. Er wird ihnen für die nächsten 2 Wochen passende Schuhe montieren. Ja, und dann geht’s am Wochenende noch schnell auf das Rheinwaldhorn, bevor wir am Montag mit Sack und Pack losdüsen.