Rückkehr

Irgendwie sind wir ja wieder zurück gekommen aus den Bergen… Jon hat uns am Sonntag, 10. August  in Filisur abgeholt und direkt nach Marthalen gefahren. Dort hatten beide Langohren noch ein Rendezvous mit dem Vizeschweizermeister der Hufschmiede. Walter Frehner befreite sie unter dem Vordach der HKS Fördertechnik AG rasch und fachmännisch vom ehemals schützenden Ballast. Dann hiess es noch einmal einsteigen in den Transporter um zu unserem Übernachtungsplatz zu kommen. Karol und ihre Blackies in Wildensbuch erwarteten uns schon. War das ein Wiedersehen! Die furiosen 4 rannten eine Runde über die Weide und streckten dann zufrieden die Köpfe zusammen.

Am nächsten Tag ging’s dann endlich auf die letzte Etappe Wildensbuch- Zollübergang Waldshut/Koblenz- Breitenfeld. Am Zoll wurden wir schon erwartet- von einem Schreiberling des Südkurier. Ein Artikel über Fridolins Rückkehr sollte die Leserschaft erfreuen. Die Zollformalitäten erledigten wir im Nu, Zöllner K. posierte noch mit Fridolin für ein Foto und schon rumpelte die „Vehbänne“ mit der wertvollen Fracht zum Pferdepunkt. Beide Mulis machten riesige Augen. Was, wir sind wieder daheim? Die Begrüssung der Herde fiel erfreulich aus, man erkannte die beiden Globetrotter (oder zumindest Wanderer, ersteres scheint mir übertrieben) wieder. Nur Rado hatte anfangs ein wenig Probleme, die männliche Vorherrschaft über die Damen wieder mit Fridolin zu teilen. Mittlerweile spielen sie aber wieder zusammen.

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Crap Furo

Sandra hatte sich gestern (5.August) auf den langen Heimweg gemacht. Ich hatte nun noch 3 Tage, die ich mit meinen Mulis geniessen wollte. Samstag war dann das „Reisli“ nach San Jon geplant. Dort war ja noch Sandras Rucksack…

Doch heute wollten Cynthia und ich das wunderbare Sommerwetter geniessen und einen Tagesausflug machen. Ganz locker,  kaum Gepäck  und mit viel Zeit zum Geniessen. Das Ziel war der Crap Furo. Vor Jaaahren hatten wir einen Ausflug zu Pferd zum Crap unternommen (damals kamen die Pferde zuerst daheim an *grins*) und ich erinnerte mich daran, dass es herrlich war dort oben. Es war immer noch so. Cynthia und ich machten eine richtig schön lange Mittagspause mit einem feinen Picknick.DSC00190DSC00177

Daheim

Auf so einer Mulitour schlafe ich am liebsten in der Nähe der Mulis. Darum bin ich heute Morgen um 6.15 Uhr auch ganz schnell aufgestanden und bin die 200 m zur Weide gelaufen. Herrlich blauer Himmel, Morgensonne am Piz Aela- hach, da kamen richtige Heimatgefühle auf. Als ich zur Wiese kam sah ich, dass ein Zaunpfosten umgeknickt war. Komisch… Beide Langohren schauten mir mit gespitzten Ohren entgegen. Da bemerkte ich, dass Fridolin zitterte und total angespannt war. Ich probierte ihn zum Laufen zu bewegen. Er lief nur unwillig und sehr steif. Gedanken jagten mir durch den Kopf. Kolik? Vergiftung? Muskuläre Probleme? Frieren? Ich lief schnell zurück und holte Sandra als Verstärkung. Meine Idee war, den Kleinen ein wenig zum Laufen zu bringen. Beine, Atmung etc. waren i.O. Fridolin lief zuerst ziemlich steif. Er löste sich aber innerhalb der ersten 5 Minunten und wurde wieder der Alte. Weit ausholender Schritt, Öhrchen gespitzt, locker flockig… Uff, was war ich erleichtert… Die Telefonnummer vom Tierarzt konnte ich aus dem Handy löschen. Was der Grund für Fridolins Verhalten war ist mir heute noch ein Rätsel. Irgendwie musste es einen Zusammenhang mit dem kaputten Zaun gegeben haben…

Blick zum Bergüner Stein

Blick zum Bergüner Stein

Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf die letzte Etappe nach Filisur. Teilweise konnten wir auf dem Bahnlehrpfad laufen. Andere Wegabschnitte liefen wir auf der Passstrasse, um nicht irgendwelche Wanderer zum Abstürzen zu bringen. In Bergün gab es noch einen kurzen Shoppinghalt beim Volg, bevor wir uns in Richtung Filisur bewegten. Durch den God d’Urmena führte ein traumhafter Weg- ich kannte den Weg gar nicht! Dabei wäre er vor unserer Haustüre… 🙂 Kurz vor Bellaluna trafen wir auf Gegenverkehr. Meine Mama und Cynthia als Empfangskommitee! So schön… In der Bellaluna gabs eine Erfrischung für uns und ein Nickerchen im Schatten für die Mulis. Die letzten 3 Kilometer flogen die Mulis richtiggehend dahin. Mira- da bin ich mir sicher- erkannte den Weg wieder. Bei uns daheim im Bongert (eben, Obstbaumgarten :-)) richteten wir den Mulis ein wunderhübsches Plätzchen ein. Da, wo ich schon als Kind Pferdeställte gebaut hatte. Unter der Pergola gab es genug Schatten. Als improvisierte Einstreu benutzten wir Sägemehl und Holzschnitzel. Unter den Holunderbüschen und der Linde und all den anderen Bäumen konnten sich Mira und Fridolin wunderbar verstecken. Schon bald gab  es auch einen exzellenten Wälzplatz- wen wundert’s… Mira und Fridolin fühlten sich sofort wohl. Hach, war das schön, die Mulis direkt am Haus zu haben!

Cynthia und Fridolin-glücklich wieder vereint :-)

Cynthia und Fridolin-glücklich wieder vereint 🙂

Hei nomol!

Theoretisch wäre heute einigermassen schönes Wetter angesagt gewesen. Praktisch jedoch kennen wir die Kachelmänner, Buchlis und Co. Der Himmel war übel mit Wolken verhangen und es nieselte leicht. Bis wir jedoch die Mulis parat gemacht hatten, war es ein wenig besser- ein, zwei Flecken blauer Himmel waren zu sehen. Wir zottelten also los. Es war schön, wieder unterwegs zu sein! In La Punt gings dann bergaufwärts. Ein hübscher, schmaler Weg führte einem Bach entlang in die Höhe. Wir frassen die Höhenmeter richtiggehend auf. Die blauen Flecken am Himmel aber blieben im Engadin zurück. Als wir aus dem Wald auf die Höhe kamen, blies uns ein giftiger Wind entgegen. Naja, wir wussten ja, dass es auf dem Albulapass eine flotte Beiz gibt. Eher schweigsam :-), dafür umso zielstrebiger marschierten wir der Passhöhe entgegen. Es war spaziergangmässig, nicht wirklich steil, mit angenehmem Weg. Und sch…ön kalt! mulitour09 052Wir freuten uns auf einen Teller heisse Spaghetti im Restaurant. Doch vorher hatten wir noch ein Problem zu lösen. Wohin mit den Mulis? Irgendwelche Anbindemöglichkeiten waren rar. Neben einem fetten Mercedes ging ja schlecht… Zäune hatte es nur elektrische. Und an den Tischen der Gartenbeiz war’s auch nicht ideal. Langsam aber sicher wurde ich ein wenig ungehalten. Hei nomol, auf einer Passhöhe sollte man doch einen Gaul anbinden können! Früher, zur guten alten Säumerzeit, ging das ja auch. Wir fanden tatsächlich nichts. Über diese Tatsache konnte ich mich herrlich ereifern, ebenso darüber, dass überall rund um die Passhöhe Elektrozäune mit 50cm breiten Durchgängen für Wanderer waren. Da hätte nicht mal Fridolin hindurch gepasst.  Ich erinnerte mich dann daran, dass ich irgendwo auf einem der Mulis einen Weidezaun hatte. Wir suchten ruckzuck den grünsten Flecken Gras und zäunten Mira und Fridolin ein. So kamen wir schlussendlich doch noch zu unserer Pasta (vorher mussten wir uns noch mit hässigen Servierdüsen abgeben, wurden aber durch die Anwesenheit von netten Bikern getröstet) und die Mulis zu ihrem Lunch.  Wir konnten uns Zeit lassen, denn unser Zimmer im Hotel Preda Kulm war reserviert. So zum Schluss nochmals Luxus pur… Wir starteten auf der Passstrasse, da wir schlecht vor den Augen aller Leute Zäune zerstören konnten. Bald konnten wir aber auf den Wanderweg ausweichen. Er war wunderschön! Fridolin fand das Laufen auf dem feinen Geröll allerdings nicht so toll. Er biss sich aber tapfer durch. Über die kleine Brücke marschierte er problemlos. Mira fand sich zu schwer dafür und lief neben wir duch den Bach. Bald waren wir bei der Alp Weissenstein. Dort- das wusste ich- war eine knifflige Stelle zu überwinden. Wir packten die Mulis ab, denn die mit Felsen und Wurzeln durchsetzte Steilstufe war so besser zu meistern. Ich führte zuerst Mira hinunter. Sie setzte vorsichtig Fuss um Fuss an die besten Stellen und meisterte die Stelle souverän. Dann kam Fridolin daran. Er dachte jedoch nicht daran, dies mit der gleichen Ruhe wie seine Tante Mira zu machen. Er nahm die Diretissima und rannte in der Falllinie nach unten. Mit angehaltenem Atem beobachteten wir das Manöver und staunten wieder einmal über die kleine Kampfkugel Fridolin!mulitour09 080Der nächste Wegabschnitt war ein Traum. Trotz dem schlechten Wetter- oder gerade eben darum- war die Stimmung am Lai da Palpougna wunderschön. Bald waren wir in Preda, wo wir zuerst die Mulis versorgten. Sie logierten auf einer wunderschönen Wiese im Wald etwas oberhalb vom Hotel. Das wäre der perfekte Zeltplatz gewesen… Wir aber genossen unser Bett, die Dusche und himmlische Capuns im Preda Kulm.

Pläne…

… sind dazu da, dass man sie wieder ändert! Ursprünglich wollte ich mit den Mulis bis ins Oberengadin und eventuell auch noch über den Septimerpass. Aus mehreren Gründen (siehe vorheriger Eintrag, und auch wegen Bikern und Touris en masse) wollte ich nun in Madulain „die Bremse ziehen“ und rechts abbiegen in Richtung Albulapass. 3 Tage Ferien in Filisur sollten das Tüpfelchen auf dem i der Muli-Tour sein.

Doch nun sind wir immer noch in Chapella. Für Sonntagmorgen durften Sandra und ich uns noch ein Kaltblüter schnappen und auf eine Runde mit ihnen ins Gelände gehen. Sandra wählte natürlich Major, den grössten unter den Grossen. Hufe so gross wie Suppenteller, einen Schädel doppelt so gross wie Rados Kopf, gute 900 kg schwer. Ich durfte Lore reiten, klein und zierlich neben Major. Wir ritten eine gemütliche Runde. Ta-damm, ta-damm, ta-damm (Hufgeklapper 1). Jon verliess uns leider wieder und besuchte seinen Göttibuab Mauro.

Irgendwann hatten wir dann auch die Mulis parat. Bis nach Madulain war es ein Katzensprung. Dort wollten wir einen Tag bleiben, denn das Wetter für den nächsten Tag war, gelinde gesagt, als „scheusslich“ prognostiziert. Mira und Fridolin hatten wieder sehr, sehr viel Gas. Tägg-tägg, tägg-tägg, tägg-tägg (Hufgeklapper 2, von Fridolin). Unterwegs besorgten wir einem armen, ahnungslosen Schimmel und seiner Reiterin einen Schock mittleren Ausmasses. Hilfe, Mulis, nichts wie weg!!! Schlussendlich traute sich das arme Pferd dann doch mit angehaltenem Atem an unseren Mönsterlis vorbei.

Der Himmel wurde immer grauer und färbte sich verdächtig gegen schwarz. Kurz darauf ein Knall, ein Blitz (um Jons Worte zu zitieren)… Ein Blitzchen schlug direkt oberhalb von uns in die Hochspannungsleitung ein (für etwas sind die ja da). Nun dachten wir schon auch daran, uns irgendwohin zu verziehen und ein Dach über dem Kopf zu suchen. Von La Punt her kam uns eine weisse Wolkenwand entgegen. Das Dach über dem Kopf fanden wir- ausgerechnet im Reitstall in Zuoz.  Das Gewitter brach so richtig schön los. Wow, Schwein gehabt! Ein weiss behoster Herr mittleren Alters schaute uns etwas düpiert an. Die Tatsache, dass er einen Ballen Heu transportierte, entlockte Mira ein freundliches Wiehern. Aber natürlich liess er sich nicht dazu hinab, ihr Beachtung zu schenken. Zu uns meinte er nur, dass es wahrscheinlich noch lange regnen würde. Nach 5 Minuten liess der Regen nach und wir verliessen den Reitstall. So viel dazu…

Zuoz – Madulain war sozusagen eine Formsache, in einer Dreiviertelstunde waren wir da. Auf der River Ranch durften wir die Mulis einstellen. Sie bekamen eine grosse Weide, die bald einen braunen Wälzflecken aufweisen konnte. Wir Menschen wollten ursprünglich im Heu übernachten. So ganz begeistert von dieser Idee waren wir nicht. Dank Evas Hilfsbereitschaft landeten wir dann aber in der Chesa Ardüser, einer kleinen, aber feinen Pension.

Zum Znacht gabs dann übrigens Pizza, richtig gute Pizza!

Den nächsten Tag verbrachten wir mit einem Abstecher nach Pontresina, faulenzen und einem Spaziergang mit den Mulis.

Pizza schmeckt oder auch nicht.

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Benito... wie süss ist der denn?

Nach einer etwas unruhigen Nacht im Chalet von Gina und Wohli  (wie stellt man schnarchende Leute ab?) war unsere erste Frage die nach Fannys Befinden. Fanny ging es zum Glück besser! Mit Maulkorb ausgerüstet durfte sie eine Zwangsdiät geniessen. Es wär schade gewesen um diesen tollen Brummer! Sandra und ich machten uns auch auf den Weg zu unseren Brummerlis. Jösses, Fridolin, war wirklich ein Zwerg inmitten dieser Kaltblüter… Aber immerhin schafften meine beiden es, Benito, den stummen Esel,  zum Schreien zu bringen!Dazu noch ein kleiner Nachtrag zu gestern: Als wir ankamen, schrie ein knuffiger, kleiner Esel mit herzzerreissender Stimme. Wohli konnte es kaum glauben, denn Benito pflegte bis jetzt einfach nicht zu schreien. Doch die beiden Mulis entlockten ihm ein Begrüssungsgeschrei. Wohli war wagemutig und wollte den knuffigen, kleinen Esel zu den Mulis stellen, damit sie sich kennen lernen können. Mira fand das gar nicht toll, dass da ein Fremdling sich für IHREN Fridolin interessierte. So musste der knuffige, kleine Esel wieder auf seine Weide zurück.

Am heutigen Tag wurde nicht nur gefaulenzt. Wir nutzten die Gelegenheit für einen Ausflug zur Chamanna Varusch, direkt am Eingang zum Nationalpark. Dort konnten wir die Mulis anbinden und uns einen herrlichen Zmittag gönnen. Mittlerweile sind zu den Bikern (heute nur ca. 375 Individuen in ca. 50 Rudeln) auch noch die italienischen Familien dazu gekommen, die entweder ihre Hunde oder ihre Kinder nicht im Griff haben oder beides nicht. Jänu, meine Mulis sind glücklicherweise relativ nett zu Kindern und relativ bestimmt und klar zu Hunden…

Fridolin- Hüfli und Kaltblüeter -Huuuf

Fridolin- Hüfli und Kaltblüter -Huuufe

Für heute Abend hatte sich mein lieber Jon (Erfinder und ehemaliger Schreiberling dieses Blogs :-)) für einen Besuch angekündigt. Darauf freute ich mich natürlich und wir wollten den Tag (seines Zeichens auch Nationalfeiertag) entsprechend feiern, indem wir auswärts essen gehen wollten. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass die bestellte Pizza und die Lasagne so „ürks“ sein würden. Pizza Quattro stagioni mit Erbsli, Rüebli und Böhnli??? Jaja, nach Art des Hauses… Diese Enttäuschung haben wir dann in einer Zuozer Bar mit einem feinen Tropfen verdrängt. Dort eröffnete mir mein Liebster, dass er mich doch nicht am nächsten Samstag, sondern erst am Sonntag holen könne. Er könne mit seinem Kollegen eine Kletterroute einrichten gehen… Das brachte mich dann ein wenig aus der Ruhe und in Rage (täubel, die Felsen sind wichtiger als ich… ‚tschuldigung Sandra). Sandra konnte nämlich auch nicht länger als bis Donnerstag bleiben. Das stellte mich wieder vor einige Probleme und Änderungen. Über Nacht fand ich dann aber zu einer Entscheidung, die ganz bestimmt für alle Beteiligten passen würde.

Brummer…

Wie schon öfters auf dieser Tour nahte der Abschied von einem Ort, einem Stall und den dazu gehörigen Tieren und Menschen viel zu schnell. Da wir heute nur eine Minietappe zu bewältigen hatten, nahmen wir es sehr gemütlich mit den Vorbereitungen und dem Abschied von Mario und Claudia. Weniger gemütlich nahmen es nachher die Mulis. Sie hatten einen unglaublichen Schritt drauf. Sandra und ich mussten uns gewaltig anstrengen um da mithalten zu können. Glücklicherweise war das Wetter angenehm und nicht zu heiss. Oberhalb von Brail fanden wir einen idealen Platz für eine ausgedehnte Mittagspause. Von einer unbenutzten Kuhweide „klauten“ wir eine Ecke und machten den Mulis einen kleinen Paddock. Mulitour 2009_ (690)Nach dem Absatteln war Wälzen das erste Muss, dann wurde gemampft, was das Zeug hielt. Wir beiden Wandersfraueli machten es uns bei einem Bänkli in der Nähe gemütlich und schlemmten und dösten und schwatzten und genossen das Leben. Die Strecke bis zu unserem Etappenziel war nicht mehr lang. Im Nieselregen erreichten wir Wohli und Gina. Mira und Fridolin bekamen eine tolle Wiese, auf der es auch von ihnen heiss geliebte Tannen gab.  Das übliche Prozedere von Wälzen, Fressen und Dösen lief ab. Sandra und ich durften derweil helfen, die Brummer zur Weide zu bringen. Doch was sind „die Brummer“? Wohli’s besitzen einige ganz tolle Kaltblutpferde, mit denen sie Kutschfahrten und Ausritte anbieten. Da die Weide ein gutes Stück vom Stall entfernt ist, wurde natürlich geritten. Huiii, war das ein tolles Gefühl, auf so einem Kaltblut ohne Sattel zu reiten! Als wir zurück kamen, gab es leider nicht nur gute News. Eine Stute hatte eine böse Kolik. Der Tierarzt kam und behandelte sie. Es sah nicht gut aus…

Dexter schmeckt besser…

In Zernez wurden wir wie gesagt schon erwartet. Wir durften heute bei Claudia und Mario zu Gast sein. Genau bei ihnen habe ich vor 11 Jahren zwei oder drei Wochen Landdienst gemacht. Den Landdienst habe ich in sehr guter Erinnerung, dank den vielen Ausfahrten im Zweispänner, dem Schafetreiben und dem Iva, den ich dort kennen gelernt habe. Nach Shopping – Sandra musste unbedingt ihre Hüfttasche, die ihr blaue Flecken beschert hat, gegen einen Rucksack austauschen – gingen wir mit den Mulis auf einen Spaziergang dem Inn entlang. Ganz gemütlich mit ein wenig „chillen“. An einem kleinen Ausflug in den Inn nahm Fridolin dann nur passiv teil. So ein grosser, breiter Fluss war dann doch zu viel für ihn, nix mit Betreten! Am späteren Nachmittag trafen wir, natürlich ohne Mulis,  Steivan in der Gartenbeiz auf ein Frappé. Mario hatte heute Geburtstag und wir waren abends  auch zum Grillieren eingeladen. Dabei durfte ich eine Premiere miterleben: Das erste von Marios Dexter-Rindli kam auf den Grill! Hhmmm, es schmeckte wirklich vorzüglich, nicht zuletzt dank dem hervorragenden Grillmeister. Es war ein wirklich gemütlicher Abend. Vielen Dank, dass wir dabei sein durften! Es kam mir überhaupt nicht vor, als wären da 11 Jahre dazwischen gewesen. Vollgegessen, nach ein paar Gläsli Wii und vielen romanischen Wörtern im Kopf krochen wir spätabends in die Betten in unserem Zimmer unter dem Dach. Wenn alles klappt, werde ich anfangs September, wenn in Zernez das Fahrturnier ist, ins Engadin reisen und dabei mithelfen. 🙂

Ab ins Val Müstair

Hä ja, nachdem Abend mit Kafi Luz und so hatte ich am Donnerstag, 30. Juni anno domini 09 immer noch ein wenig einen „trümmligen“ Kopf. Das hielt mich aber nicht davon ab, mich um 6.15 Uhr aus dem Bett zu wälzen. Den Mulis ging es tiptop und sie freuten sich über eine Portion Heu. Ich schaute mich nach dem Bergpanorama um nachdem ich meine Augen doch ganz öffnen konnte. Die Sonne beschien schon die Bergspitzen, der Himmel war wolkenlos. Es zog mich in die Höhe und ich kraxelte der Sonne entgegen. Der Tau auf den Gräsern funkelte, das Gebimmel der Kuhglocken, die frische Alpenluft, ein Munggenpfiff- es war richtig kitschig! Ich setzte mich auf einen grossen Stein und genoss den Moment. Für die Rückkehr zur Alp musste ich mich richtiggehend überwinden, ich hätte ewig dort sitzen können. Auf der Alp wartete schon ein herrliches Frühstück mit frischer Butter und frischem Käse, hmmm… Währenddem wir noch am einpacken, putzen uns satteln waren, rasten schon die ersten Biker an der Hütte vorbei. Hab ich schon erwähnt, dass wir gestern von mindestens 745 Bikern überholt worden sind??? Irgendwie hatten wir ein wenig Mühe, uns von der Alp Astras loszureissen. Komisch… 😉 Zum Pass da Costainas hatten wir nur noch etwas über 100 Höhenmeter, also eigentlich ist das ja fast geradeaus. Der Pfad führte durch einen traumhaften Arvenwald. Da der Weg eher schmal war, musste leider der eine oder andere Bikerschuh sich von seinem Klickpedal trennen. Oh, wie mühsam! Auf den Lippen der Wandermädels ein fieses kleines Grinsen. Auf der Passhöhe trafen wir die Wanderreitmädels Ftan- Santa Maria retour wieder an. Mulitour 2009_ (626)Nach einem kurzen Schwatz machten wir uns an den Abstieg, welcher am Anfang recht steil war. Die beiden Mulis meisterten es aber problemlos,natürlich. Wir wanderten durch Lü (jö, dieser Ortsname!) direkt zu einem tollen Picknickplatz. Die Mittagspause wurde lang und gemütlich. Dann folgte Abstieg, Abstieg, Abstieg… Das Tolle daran war, dass wir Müstair immer näher kamen. Ganz toll war auch die letzte Abkürzung. Sie tat uns allen wunderbar gut, denn mittlerweile waren wir nicht mehr so frisch wie (früh)morgens. In Müstair wurden wir schon von Tina erwartet. Auf ihrem Hof lebt eine ganze Horde von älteren und jüngeren Damen und Herren. Mulitour 2009_ (662)Ui, da liefen die älteren Semester zu ganz neuer Form auf, als sie die Mulis sahen! Für uns war es toll zu sehen, wie diese Pferde das Leben geniessen. Mira und Fridolin zeigten aber auch kurz, dass sie mehr als nur Schritt gehen können. 🙂 Wir stellten unser Zelt auf, durften eine erfrischende Dusche nehmen und kochten danach Polenta auf dem Kocher. Am nächsten Morgen war relativ früh Tagwache, da Fridolin und Mira ein Taxi über den Ofenpass bestellt hatten. Leider darf man nicht über den Ofenpass reiten oder wandern mit Packtieren, da dort Nationalparkgebiet ist. So wurden die Mulis von Tina und Marco über den Pass nach Zernez chauffiert. Vielen Dank für eure Hilfe! In Zernez – Steivan sei Dank – wurden wir schon erwartet.

Auf Asylsuche im Val S-charl

An einem wunderschönen sonnigen Morgen machten sich also Sandra und ich auf nach S-charl. Das Strässchen schlängelte sich durch das beeindruckende Val S-charl. Ringsum nichts als Natur, ungestört und in ursprünglichem Zustand. Links und rechts türmen sich Berge mit klangvollen Namen wie Piz Madlain, Piz Mingèr und Piz Pisoc. Die Clemgia bahnt sich ihren Weg durch das erst enge, dann aber weiter werdende Tal. Okay, das war jetzt vielleicht ein wenig zu schwülstig- trotzdem: Es war einfach traumhaft! San Jon’s Slogan „Es muss nicht immer Canada sein“ trifft den Nagel auf den Kopf. Den Mulis gefiel es auch, ihr Schritt war beschwingt und rassig, die Öhrchen gespitzt. Einzige Sorge an diesem Tag war die um unser Nachtlager. Den Senn der Alp Astras konnte ich nämlich nicht erreichen… Eine andere kleine Sorge war vielleicht auch die, die unser Magen uns kommunizierte. Hunger! Da kam das Gasthaus Mayor in S-charl genau richtig. Wir konnten die Mulis vor dem Gartenrestaurant in Sichtweite anbinden und befreiten sie vom Gepäck. Ich genehmigte mir Tatsch engiadinais, was vorzüglich schmeckte. Bei der Bedienung erkundigte ich mich nach den Leuten der Alp Astras. Ich wurde zum Chef verwiesen, welcher unverzüglich zum Telefonhörer griff und zwei Damen mit zwei Maultieren auf Alp Astras anmeldete. Mir blieben nur ein offener Mund, Glotzaugen und ein riiiiesiges Dankeschön- so viel Hilfsbereitschaft ist nicht selbstverständlich. Deshalb empfehle ich an dieser Stelle gerne das Gasthaus Mayor. Dies nicht nur wegen der Freundlichkeit, auch das Essen war ausgezeichnet. Sandra ist wohl heute noch neidisch auf meinen Tatsch 😉 . Gestärkt und mit neuer Energie wanderten wir weiter. Ich genoss jede Sekunde in dieser einmalig schönen Landschaft. Meine Mulis genossen jede Sekunde, während der sie vom einmalig guten Gras mampfen konnten… Durch den God da Praditschöl, vorbei an Tamangur (dem höchstgelegenen Arvenwald in Europa) gelangten wir zur Alp Astras. Dort wurden wir freundlich empfangen und als die Bewohner dieser wunderschön gelegenen Alp merkten, dass wir ganz nette Ladies sind, bekamen wir sogar das Gästezimmer angeboten!

Ganz links ist unser Tagesziel sichtbar- Alp Astras

Ganz links ist unser Tagesziel sichtbar- Alp Astras

Poah, ging es uns gut! Die Mulis nahmen die Wiese rund um den Kuhstall in Beschlag und wir unser herziges Zimmer in der Alphütte. Ja, und dann tauten die Südtiroler noch ganz auf und luden uns zu einem Schnaps und zum Grillieren ein. Der Abend wurde dann noch ziemlich lang und lustig. Am lustig hatte nicht zuletzt die Sprache ihren Anteil: Wer weiss schon, was ein Oachkatzlschwoaf ist? 🙂